Montag

Wahlomat



Diese Freiheit ist das Wegfallen des lastenden Zwangs, eine Person sein zu müssen, die scheinbar zu wählen und zu entscheiden hat und deren Entscheidungen Folgen haben. Welch ein Aufatmen, wenn sichtbar wird, dass es all das gar nicht gibt - Wahl, Person, Trennung. Nichts, was du je getan hast, hat jemals zu etwas geführt, denn du hast niemals irgendetwas getan. Niemand hat je etwas getan, auch wenn es so aussieht, als wäre allerlei getan worden.

Richard Sylvester

Mittwoch

Nichteinmischung




Nicht im Weg stehen zu wollen bedeutet, dass sie darauf warten, dass etwas phantastisches geschieht. Ein solches Warten verhindert aber die Möglichkeit, dass etwas geschieht. Ich erzähle ihnen das alles aus eigener Erfahrung. 49 Jahre lang habe ich einen Mann namens U.G. gesucht. Die ganze Kultur hat mich auf so eine Fährte gesetzt. Ich habe die toten Gurus ebenso ausprobiert wie die lebenden. Schließlich fand ich heraus,daß die Suche sinnlos war, das "ich selbst der Feind war". Daraufhin wurde das ganze Wissen und die Suche, die es erzeugte, vollständig aus meinem System geworfen.

U.G.Krishnamurti

Montag

Selbstverbesserung







All diesen [Selbstverbesserungs-]Konzepten ist gemein, dass willentlich eine unangenehme Seite der eigenen Person eliminiert werden soll. Warum funktioniert das alles nicht? All diesen Strategien zur Selbstverbesserung lastet im Grunde dasselbe Manko an: Da ist zunächst ein Ich, welches das Ich verändern möchte. Da sind also auf einmal zwei Ichs (mindestens). Welches der beiden Ichs ist nun das, auf welches wir uns als »unser persönliches Ich« berufen? Ist es das führende Ich, welches weiß, wo es langgeht, oder ist es das geführte Ich, welches die Hilfestellung benötigt? Und überhaupt: Woher kennt das eine Ich den Weg, wenn das andere nichts davon weiß? Bin ich jetzt eigentlich Subjekt oder Objekt? Oder anders gefragt: Wenn ich doch weiß, wo es hingehen soll (Toleranz, Hingabe etc.), warum bin ich dann nicht schon längst dort? Was hindert mich, wenn ich mich doch als freies Wesen sehe?

Betrachtet man die Motive der Selbstverbesserung genau, dann erkennt man, dass es hier im Grunde um die Zügelung oder gar Eliminierung des persönlichen Ichs, mithin des Egos geht. Das ist der eigentliche Kern der spirituellen Suche. Durch spirituelle Übungen soll der Störenfried Ich wenn nicht gänzlich überwunden, dann doch wenigstens an die Leine gelegt werden. Das bedeutet, dass das persönliche Ich, welches den Vorgang vom Konzept her betreibt, sich selbst aus dem Weg zu räumen versucht. Im übertragenen Sinn wird der Mörder mit seiner eigenen Hinrichtung betraut.

aus: Prof. Peter Pfrommer, "Die Entdeckung der Ichlosigkeit"