Montag

Alan Watts




Eine Katze sitzt, 
bis ihr das Sitzen langweilig wird. 
Dann steht sie auf und geht weg.



Samstag

Die Weisheit des Berges



Ein Mönch fragte Meister Ling-Yan Dschih-TschinYa: »Wie muss sich ein Mönch vervollkommnen, um den Leiden des Lebens — um Geburt, Alter, Krankheit und Tod entgehen zu können?«
»Schau dir einmal den hochragenden, waldbedeckten Berg vor dem Kloster an«, sagte der Meister. »Er steht dort schon seit vielen Tausenden von Jahren und lässt die Morgennebel sein Haupt umhüllen, den Abendregen seine Hänge peitschen, nimmt alles an, was kommt, und lässt es gehen, gehen, wie es will.«

Mittwoch

Stephen Wolinsky



Alles ist erfahrungsbasierte Wahrnehmung, eine abstrahierte (abstrakte) Repräsentation von etwas, was nicht da ist.

Dienstag

Emile Michel Cioran




Wir tragen in uns die ganze Musik...
In der Zeit, als wir noch keinen Namen besaßen,
müssen wir wohl alles vorausgehört haben.

Montag

Jacques Derrida





Alles erreignet sich auf dem Urgrund des Unbewussten, in der Form des Unmöglichen.

Sonntag

Laozi





dreißig speichen umringen die nabe
wo nichts ist
liegt der nutzen des rads

aus ton formt der töpfer den topf
wo er wohl ist
liegt der nutzen des topfs

tür und fenster höhlen die Wände
wo es leer bleibt
liegt der nutzen des hauses

so bringt seiendes gewinn
doch nichtseiendes nutzen

(Übersetzung Ernst Schwarz)

Samstag

Chögyam Trungpa





Keinerlei Botschaft,
Sommer und Winter wechseln.
So sind die Dinge.

Montag

Weiße Wolken




Eine weiße Wolke existiert völlig ohne Wurzeln, sie ist ein wurzelloses Ding und hat keine Heimat – oder ist im Nichts beheimatet. Und doch existiert sie. So ist das ganze Weltall – wie eine weiße Wolke – ohne jede Ursache, letztlich ohne Ursache. Es existiert. Es existiert als ein Mysterium. (…)

Eine weiße Wolke zieht dahin, wo immer der Wind hinweht – sie widerstrebt nicht, sie kämpft nicht. Eine weiße Wolke ist kein Eroberer, und doch schwebt sie über allem. Man kann sie nicht erobern, nicht besiegen – sie hat keinen Verstand, der erobert oder besiegt werden könnte (…)

Eine Wolke will nirgendwo hin. Sie treibt – treibt so entlang. Ihr gehören alle Richtungen, alle Dimensionen. Sie lehnt nichts ab. Alles ist, existiert, und wird vollkommen akzeptiert. (…)

Weisse Wolken sind mysteriös, sie tauchen plötzlich auf und vergehen wieder. Habt Ihr jemals daran gedacht, dass Wolken keinen Namen und keine Form haben? Ihre Form bleibt keine Minute gleich. Sie verändern sich und sind ein strömendner Fluss. Man kann eine Form hineinsehen, wenn man will, aber das ist dann Deine Projektion.
Eine Wolke hat keine Form, sie ist formlos, eine Kontinuität im Werden, ein Dahinfliessen. Und so ist das ganze Leben - alle Formen sind Projektionen.

Osho: Mein Weg: Der Weg der weißen Wolke

Donnerstag

Devolution



Evolution führt vom Einfachen zum Komplizierten.
Devolution führt vom Komplizierten zum Einfachen.

Evolution führt vom Langsamen zum Schnellen- wie Sloterdijk meinte zur Mobilisierung (und danach zum Burnout )
Devolution zur Entschleunigung

Evolution führt zum Besonderen.
Devolution führt zum Einfach so.

Evolution führt zur Entwicklung des Ichs.
Devolution führt zum Fallenlassen des Ichs.

Evolution (ver)führt zum Denken.
Devolution führt zum Sein.

Evolution führt zur Vielfalt.
Devolution führt zur Einfalt.


Meister Eckhart




Als ich (noch) in meiner ersten Ursache stand, da hatte ich keinen Gott, und da war ich Ursache meiner selbst. Ich wollte nichts, ich begehrte nichts, denn ich war ein lediges Sein und ein Erkenner meiner selbst im Genuß der Wahrheit. Da wollte ich mich selbst und wollte nichts sonst; was ich wollte, das war ich, und was ich war, das wollte ich, und hier stand ich Gottes und aller Dinge ledig. Als ich aber aus freiem Willensentschluß ausging und mein geschaffenes Sein empfing, da hatte ich einen Gott; denn ehe die Kreaturen waren, war Gott (noch) nicht »Gott«: er war vielmehr, was er war. Als die Kreaturen wurden und sie ihr geschaffenes Sein empfingen, da war Gott nicht in sich selber Gott, sondern in den Kreaturen war er Gott...

Wenn einer mich nun fragte, was denn aber das sei: ein armer Mensch, der nichts will, so antworte ich darauf und sage so: Solange der Mensch dies noch an sich hat, daß es sein Wille ist, den allerliebsten Willen Gottes erfüllen zu wollen, so hat ein solcher Mensch nicht die Armut, von der wir sprechen wollen; denn dieser Mensch hat (noch) einen Willen, mit dem er dem Willen Gottes genügen will, und das ist nicht rechte Armut...

Wir haben gelegentlich gesagt, daß der Mensch so leben sollte, daß er weder sich selber noch der Wahrheit noch Gott lebe. Jetzt aber sagen wir’s anders und wollen weitergehend sagen: Der Mensch, der diese Armut haben soll, der muß so leben, daß er nicht (einmal) weiß, daß er weder sich selber noch der Wahrheit noch Gott lebe. Er muß vielmehr so ledig sein alles Wissens, daß er nicht wisse noch erkenne noch empfinde, daß Gott in ihm lebt...

Ich habe es (schon) oft gesagt, und große Meister sagen es auch: der Mensch solle aller Dinge und aller Werke, innerer wie äußerer, so ledig sein, daß er eine eigene Stätte Gottes sein könne, darin Gott wirken könne. Jetzt aber sagen wir anders. Ist es so, daß der Mensch aller Dinge ledig steht, aller Kreaturen und seiner selbst und Gottes, steht es aber noch so mit ihm, daß Gott in ihm eine Stätte zum Wirken findet, so sagen wir: Solange es das noch in dem Menschen gibt, ist der Mensch (noch) nicht arm in der eigentlichsten Armut. Denn Gott strebt für sein Wirken nicht danach, daß der Mensch eine Stätte in sich habe, darin Gott wirken könne; sondern das (nur) ist Armut im Geiste, wenn der Mensch so ledig Gottes und aller seiner Werke steht, daß Gott, dafern er in der Seele wirken wolle, jeweils selbst die Stätte sei, darin er wirken will, — und dies täte er (gewiß) gern...

Aus Predigt 52

Montag

Seng-ts'an




Selbst wenn unsere Worte genau
Und unsere Gedanken richtig sind,
Entsprechen sie doch nicht der Wahrheit.

Wenn wir Sprache und Denken aufgeben,
Können wir über alles hinausgehen,
Wer Sprache und Denken nicht zurücklassen kann,
Wie kann der den WEG verstehen?

Donnerstag

Liä Dsi (um 450 v. Chr.)





Es sagte jemand zu Meister Liä Dsï: »Wie kann der Meister die Leere so hochschätzen!«
Liä Dsï sprach:
»Die Leere braucht keine Hochschätzung. Es kommt nicht auf den Namen an.
Nichts kommt der Stille, nichts der Leere gleich. Durch Stille, durch Leere findet man die Heimat, durch Nehmen und Geben verliert man seinen Ort.
Wenn eine Sache verdorben und zerstört ist, und man fuchtelt nachher herum mit Liebe und Pflicht, so kann man sie nicht wieder gut machen.«

Mittwoch

Issa (1763 -1828)




Zur Nacht im Herbste
das kleine Loch im Fenster
mir Flöte spielte

Wang We (699-759)



Im Bambusdickicht sitze ich verborgen,
spiele die Qin, und summe mir ein Lied.
Und nur der Mond besucht mich hier im stillen,
da mich ja sonst kein Menschenauge sieht.

Dienstag

Etymologie



Gothisch: AinfalÞs
Mittelhochdeutsch/ Althochdeutsch: einvalt

«einfach»

Gothisch: ainfalÞei
Althochdeutsch einfalti
Mittelhochdeutsch: einvalte

Einfachheit; Schlichtheit (des Herzens)

Althochdeutsch: einfaltig
Mittelhochdeutsch: einvaltec

Neuhochdeutsch einfältig

Schlicht, Arglos, Nicht-wissend



azendrah




Wer bin ich?

Wer will das wissen?

Nur Nicht-Wissen macht frei.


(http://philosophieblog.de/azendrah)

Laotse




Das Einfache sehen, am Schlichten sich halten.

Wenig Ich, wenig Begehren.

Lass ab vom Lernen und ohne Sorge wirst Du sein.

3 - 2 - 1 - Meins?






O du wahre Dreifalt, hilf aus allem Zwispalt zu der wahren Einfalt.

Aus dem 17. Jahrhundert

Montag

Fa-Yen (885-958)





Fa-yen war mit Freunden unterwegs, um den Po-yang-See zu überqueren. Kaum hatten sie ihre Reise begonnen, gingen schwere Regenfälle nieder. Die Flüsse traten über die Ufer und überschwemmten das Land. Deshalb nahmen sie vorübergehend Aufenthalt im Di-cang-Kloster am Westrand der Stadt Fu-zhou. Dabei nahm Fa-Yen die Gelegenheit wahr Gui-Chen aufzusuchen, der ihn fragte:
"Wohin seid ihr unterwegs, mein Herr?"
"Ich werde meine Reise zu Fuß längs der Strasse fortsetzen."
"Was soll das sein, eine Reise zu Fuss?"
"Ich weiß es nicht"
"Nicht-Wissen ist das seinen Weg nehmen".
Dadurch erfuhr Fa-yen Erwachen.

Georgias (480 – 380 v.Chr.)







Es existiert nichts.
Wenn doch etwas existieren würde, könnte es doch nicht erkannt werden.
Wenn es erkannt werden könnte, könnte es doch nicht mitgeteilt werden.

Tony Parsons





Es wird weder wahrgenommen noch gewusst.
Das ist das Mysterium, das Paradox,
das absolute Wunder dessen,
wonach wir uns sehnen.

Wäre die Ganzheit wahrnehmbar,
müsste es etwas davon Getrenntes,
einen Wahrnehmer geben,
der sie wahrnehmen könnte.

Diesen Anderen gibt es nicht.
Da ist nur alles und nichts.

Sonntag

Aus Zhuangzi 22.1




Wissen wanderte nach Norden an die Ufer des Dunklen Wassers. Dort stieg er auf den Berg der Verborgenen Auffälligkeit und traf zufällig Blödes Nichthandeln. Wissen sagte zu Blödes Nichthandeln: „Es gibt da einige Fragen, die ich Euch gerne stellen würde. Durch welches Sinnen und welches Nachdenken können wir den ‘Weg’ erkennen? Wo muß man wohnen und wie muß man dienen, um sicher im ‘Weg’ gegründet zu sein? Von welchem Ausgangspunkt aus und mit welchen Mitteln können wir den ‘Weg’ verwirklichen?“ Er stellte diese drei Fragen,
aber Blödes Nichthandeln antwortete nicht. Nicht nur, daß er nicht antwortete, er wußte nichts zu antworten.
Da er mit seinen Fragen kein Glück gehabt hatte, ging Wissen wieder nach Süden bis zum Weißen Wasser. Dort stieg er auf den Berg Einsame Umgrenzung und bekam den Verrückten Stammler zu fassen. Wissen stellte dem Verrückten Stammler dieselben Fragen. „Aber ja“, sagte Verrückter Stammler. „Ich kenne die Antworten, und ich werde sie Euch verraten.“ Aber kaum hatte er begonnen zu sprechen, hatte er auch schon vergessen, was er sagen wollte.
Da er mit seinen Fragen kein Glück gehabt hatte, ging Wissen zurück zum Kaiserpalast, wo er den Gelben Kaiser traf und ihm dieselben Fragen stellte.
Der Gelbe Kaiser sagte: „Sinne nicht und denke nicht nach – erst dann magst du beginnen, sicher im ‘Weg’ gegründet zu sein. Habe keinen Ausgangspunkt und bediene dich keiner Mittel – erst dann magst du beginnen, den ‘Weg’ zu verwirklichen.“
Wissen fragte den Gelben Kaiser und sagte: „Du und ich, wir kennen die Antwort, aber jene zwei kannten sie nicht. Wer hat nun recht?“
Der Gelbe Kaiser sagte: „In Wirklichkeit hat Blödes Nichthandeln recht. Verrückter Stammler scheint recht zu haben, aber du und ich, wir liegen weit daneben und kommen an letzter Stelle. Also: ‘Der Wissende redet nicht; wer redet, der weiß nicht.’ [Daodejing, Kap. 56] Deshalb praktiziert der Weise ein Lehren ohne Worte.“ [...]
Wissen sagte zum Gelben Kaiser: „Als ich Blödes Nichthandeln fragte, antwortete er nicht; nicht nur, daß er nicht antwortete, er wußte nichts zu antworten. Als ich den Verrückten Stammler fragte und der mir nicht antwortete, obwohl er gerade dazu angesetzt hatte, da hat er mir nicht nur nicht geantwortet, er hatte auch die Fragen schon vergessen, als er zu antworten begann. Als ich dich fragte, wußtest du die Antwort. Warum hast du gesagt, du lägest weit daneben?“
„Blödes Nichthandeln hatte in Wirklichkeit recht“, sagte der gelbe Kaiser, „weil er nicht wußte.
Verrückter Stammler schien recht zu haben, weil er vergaß. Du und ich kommen als letzte und sind weit daneben, weil wir wissen.“
Der Verrückte Stammler hörte von dieser Antwort und hielt den gelben Kaiser deshalb für jemanden, der zu sprechen versteht.

Zhuangzi 12.4




Der Herr der gelben Erde wandelte jenseits der Grenzen der Welt. Da kam er auf einen sehr hohen Berg und schaute den Kreislauf der Wiederkehr.
Da verlor er seine Zauberperle.
Er sandte Erkenntnis aus, sie zu suchen, und bekam sie nicht wieder. Er sandte Scharfblick aus, sie zu suchen, und bekam sie nicht wieder. Er sandte Denken aus, sie zu suchen, und bekam sie nicht wieder.
Da sandte er Selbstvergessen aus. Selbstvergessen fand sie.

Samstag

Sikong Tu




Die Blütenblätter fallen- ohne ein Wort
Der Mensch ist fade-losgelöst
Chrysanthemen gleich

Huang-lung Ssu-hsin



Das Wort ‚Weisheit‘ ist ein Tor zahlreicher Übel.

Gewürzwahrheit



"Ich habe gesagt:'Blas die Lampe aus! Es ist Tag!'
Und sie sagen ständig:'Gib mir eine Lampe, damit ich den Tag finden kann'."

Frank Herbert
in "Der Herr des Wüstenplaneten"

Dienstag

Mathemystics

- ∞ + ∞ = 0 = - ∞ + ∞

Zhuangzi






"Bei wem die reine Einfalt hin ist, der wird ungewiß in den Regungen seines Geistes. "

Dogen




"Den Weg lernen heißt, das Selbst lernen.
Das Selbst lernen heißt, das Selbst vergessen.
Das Selbst vergessen, heißt von allen Erscheinungen durchdrungen werden.
Von allen Erscheinungen durchdrungen werden, heißt Leib und Geist des Selbst
und Leib und Geist des anderen ausfallen lassen."

Sitzen und vergessen






An einem abgelegenen Ort irgendwo im tiefsten China saß unter einem alten, knorrigen Baum ein alter Mann, dessen Gliedmaßen schon wie trockenes Holz zu sein schienen. Seine Haut war wie gegerbtes Leder und die Glut in seinen Augen war zu kalter Asche er-
loschen. Da kam ein Arbeiter vorbei und fragte ihn: ,Du wartest hier sicher auf jemanden?‘
,So ist es nicht.‘
,Dann sitzt du hier vielleicht einfach nur so und erinnerst dich an die vergangenen Tage?‘
,So ist es nicht.‘
,Was um alles in der Welt machst du dann hier?‘
,Sitzen und vergessen.‘

Freitag

Lebensmotto






Versuche nichts zu erreichen, aber versuch es nicht verbissen.

Shinchi Hisamatsu







Seit ich alt bin, habe ich Buddha-Dharma ganz vergessen
allein im stillen Garten stehend zähle ich die heruntergefallenden Pflaumen

Mittwoch

Unmani Liza Hyde




Ich weiss nichts. Ich bin total verloren.
Das einzige, was ich immer gewußt habe, war, das ich nichts weiss.
Immer wenn ich dachte ich weiss oder ich sollte wissen oder das jemand anderes sieht so aus als könnte er wissen, das, was am dominantesten war, war das Gefühl, daß ich nichts weiss. Als roter Faden, der sich durch die Geschichte "meines Lebens" zieht ist, daß da immer ein Gefühl von Verwirrung war, und von nicht wissen. Dann war da ein Heucheln von Wissen, Glauben und Hoffen, um das zu kaschieren. Das ist alles das Spiel des Lebens.


Das Leben wie es ist wiederzuerkennen , ist das Wiederzuerkennen, was immer war und immer sein wird: Nicht-Wissen. Absolutes unschuldiges nicht wissen. Im Nichtwissen ist kein Zweifel. Im Nichtwissen ist absolute Klarheit. Einfach das direkte Wiedererkennen von dem, was ist. Das ist, was ich bin.
Ich bin das Leben selbst.

Seung Sahn






"Bewahrt einfach einen Weiss-Nicht-Geist".

Silbenklangspiele






Setz dich hin. Leg deine Hände in den Schoß. Denk dir ein sinnloses Wort aus, das für dich angenehm klingt. Ich selbst mag zweisilbige. Wiederhole das Wort wieder und wieder, so lange, bist du wieder aufstehst und das Spiel beendest.

Musiker per Einfalt






Man muss unbedingt unbewusst sein und naiv.

Sophie Hunger

Mystiker per Einfalt






Was ist ein Mystiker? – Jemand, der keine Antworten weiß, jemand, der alle nur möglichen Fragen gestellt hat und herausgefunden hat, dass sich keine dieser Fragen beantworten lässt. Nachdem er das festgestellt hat, hat er das Fragen aufgegeben. Nicht dass er die Antwort gefunden hätte – er hat einfach nur festgestellt, dass es keine Antworten gibt.

Osho

Samstag

Eingefaltetes Licht




Nimm an, dein Körper sei durch die Haut umgebenes reines Licht, und erlange das Grenzenlose.

Vijnana Bhairava Tantra

Montag

Wahlomat



Diese Freiheit ist das Wegfallen des lastenden Zwangs, eine Person sein zu müssen, die scheinbar zu wählen und zu entscheiden hat und deren Entscheidungen Folgen haben. Welch ein Aufatmen, wenn sichtbar wird, dass es all das gar nicht gibt - Wahl, Person, Trennung. Nichts, was du je getan hast, hat jemals zu etwas geführt, denn du hast niemals irgendetwas getan. Niemand hat je etwas getan, auch wenn es so aussieht, als wäre allerlei getan worden.

Richard Sylvester

Mittwoch

Nichteinmischung




Nicht im Weg stehen zu wollen bedeutet, dass sie darauf warten, dass etwas phantastisches geschieht. Ein solches Warten verhindert aber die Möglichkeit, dass etwas geschieht. Ich erzähle ihnen das alles aus eigener Erfahrung. 49 Jahre lang habe ich einen Mann namens U.G. gesucht. Die ganze Kultur hat mich auf so eine Fährte gesetzt. Ich habe die toten Gurus ebenso ausprobiert wie die lebenden. Schließlich fand ich heraus,daß die Suche sinnlos war, das "ich selbst der Feind war". Daraufhin wurde das ganze Wissen und die Suche, die es erzeugte, vollständig aus meinem System geworfen.

U.G.Krishnamurti

Montag

Selbstverbesserung







All diesen [Selbstverbesserungs-]Konzepten ist gemein, dass willentlich eine unangenehme Seite der eigenen Person eliminiert werden soll. Warum funktioniert das alles nicht? All diesen Strategien zur Selbstverbesserung lastet im Grunde dasselbe Manko an: Da ist zunächst ein Ich, welches das Ich verändern möchte. Da sind also auf einmal zwei Ichs (mindestens). Welches der beiden Ichs ist nun das, auf welches wir uns als »unser persönliches Ich« berufen? Ist es das führende Ich, welches weiß, wo es langgeht, oder ist es das geführte Ich, welches die Hilfestellung benötigt? Und überhaupt: Woher kennt das eine Ich den Weg, wenn das andere nichts davon weiß? Bin ich jetzt eigentlich Subjekt oder Objekt? Oder anders gefragt: Wenn ich doch weiß, wo es hingehen soll (Toleranz, Hingabe etc.), warum bin ich dann nicht schon längst dort? Was hindert mich, wenn ich mich doch als freies Wesen sehe?

Betrachtet man die Motive der Selbstverbesserung genau, dann erkennt man, dass es hier im Grunde um die Zügelung oder gar Eliminierung des persönlichen Ichs, mithin des Egos geht. Das ist der eigentliche Kern der spirituellen Suche. Durch spirituelle Übungen soll der Störenfried Ich wenn nicht gänzlich überwunden, dann doch wenigstens an die Leine gelegt werden. Das bedeutet, dass das persönliche Ich, welches den Vorgang vom Konzept her betreibt, sich selbst aus dem Weg zu räumen versucht. Im übertragenen Sinn wird der Mörder mit seiner eigenen Hinrichtung betraut.

aus: Prof. Peter Pfrommer, "Die Entdeckung der Ichlosigkeit"

Sonntag

Ursache und Wirkung II






Für alles, was geschieht, muss das gesamte Universum zusammentreffen. Es ist falsch zu glauben, daß etwas Einzelnes ein Ereignis verursachen kann. Jede Ursache ist universell.

Nisargadatta Maharaj

Ursache und Wirkung





Das Leben ist ein System, daß auf Random gestellt ist. Das Ich oder das Leiden (zwei synonym zu verwendendte Begriffe) ist der Versuch, dem Random-Befehl Struktur und Sinn unterzuschieben. Wird dieser Versuch größer, bezeichet man ihn als Religion oder als Wissenschaft.
Aber da ist nur das, was ist.

Donnerstag

Wahn-Sinn







"Das ist das faszinierenste überhaupt: Daß das, was wartet, auf das wartet, das wartet. Daß das, was sucht, nach dem sucht, was sucht. Das ist so etwas wahnwitziges."

Karl Renz

Sonntag

Ich






Die Neurowissenschaften weisen darauf hin, daß die Illusion von einem "Ich" durch eine biochemische Reaktion entsteht, Physiker weisen darauf hin, daß die Illusion von einem "Ich" durch subatomaren Austausch erscheint, die Illusion eines "Ichs" entsteht in der Sprache durch den Abstraktions/Transduktions-Prozess. Buddhistisch kann man das als bedingtes Entstehen bezeichnen.
Oder um einen Schritt weiter zu schaun: Alles ist von allem abhängig, alles ist mit allem verbunden.
Oder in der Radikalität eines Nagarjuna:
es gibt
keine Geburt und keinen Tod
keine Fortdauer und kein Verlöschen
keine Einheit und keine Vielheit
kein Kommen und kein Gehen.

Verdreht





Die Welt ist verkehrt herum.

Georges I. Gurdjief

Alles ist andersherum. Erst ist die Entscheidung, erst dann entscheiden wir uns. Erst ist das Leben, dann leben wir. Erst ist der See, dann ist der Regen. Erst und dann sind eins.
Und auch das ist alles noch verkehrt herum.

Samstag

Was tun - Schto djelatch?





Dinge geschehen, wie sie geschehen. Tadel oder Lob werden ihnen später beigelegt, wenn ein Gefühl der Handelnde zu sein erscheint.

Montag

Solaristik





"Das was keine Notwendigkeit bedeutet für unser Leben, soll ihm schaden. Es schadet nicht, schadet nicht, schadet natürlich nicht."

A. Tarkowski

Donnerstag

Lets go Zombie



Was, wenn wir gelebt werden, wenn es das Leben ist, daß uns lebt und nicht wir, die das Leben leben?
Ist es denn schlimm, ein Zombie zu sein?
Ist es soviel besser, ein Zombie zu sein, und versuchen sich einzureden, daß man keiner ist?
Aber auch das ist nur teil des Zombieseins.
Aber freilich gibt es nicht so ein Ding namens Zombie.
es gibt nur zombieisieren.
Uaahhhhhhhhhhhh!

Chuang Tzu




Irgendwann kommt das Große Erwachen und wir erkennen, daß dieses Leben in Wirklichkeit ein großer Traum ist... Dann gehen wir vollständig in umfassender Einheit auf. Wir passen uns vollkommen an alles an, was geschehen mag - und vollenden so die uns zugeteilte Lebensspanne.

Dienstag

Zum 20. Totentag eines einfältigen Rolls-Royce-Junkies


Love.

Künstliche und aufgesetzte Disziplin hat keinen Zweck,
die innere und natürliche Disziplin reicht.
Aber was heisst das - innere Disziplin?
Mit einem Wort: Akzeptanz - restlose Akzeptanz.
Und Akzeptanz kann nur restlos sein,
weil teilweises Akzeptieren ein Widerspruch in sich ist.
Wenn du lebst - lebe!
Wenn du stirbst - stirb!
Wenn du leidest - leide!
Und dann ist da kein Problem
und keine Angst,
und kein Schmerz -
aber was für eine Freiheit.

ein Zenmeister wurde einst gefragt:
Es ist so heiß! Wo sollen wir hin?

Der Meister fragte zurück:
Warum nicht dahin, wo es weder kalt noch heiß ist?

Und wo wäre das?

Da lachte der Meister und sagte:
Im Sommer schwitzen wir und im Winter zittern wir.

Osho